"10 Tage Angst"

 

 

Sunny verschwindet spurlos und keiner ahnt,

 dass die Verbindung zu ihrer Freundin Ella der Grund dafür ist.

 Der Entführer ist besessen von seinem Plan und

 beginnt ein makaberes Spiel mit den beiden Frauen.

 Von seiner Vergangenheit getrieben, die ihm fast das Leben gekostet hat,

 lüftet er nicht nur das Geheimnis der beiden Frauen,

 sondern will sie genau deswegen vernichten.

 Sunny macht sich jedoch einen vermeintlichen Feind zum Freund

 und hofft inständig auf dessen Hilfe.

 Ella versucht indes mit ihrem besten Freund Sten,

 diesem Spiel zu widerstehen und zu trotzen.

 Sie wollen Sunny finden, haben jedoch nur 10 Tage Zeit.

 

 

Taschenbuch

ISBN: 978-3738653809

280 Seiten, 11,90 Euro

ISBN: 3738653805  E-Book:   2,99 Euro

 

Hier zum Beispiel könnt ihr es kaufen:

https://www.amazon.de/10-Tage-Angst-Angela-Zimmermann/dp/3738653805/ref=

https://www.bod.de/buchshop/catalogsearch/result/?q=angela+zimmermann

 https://www.buecherkarussell.de/post/10-tage-angst

 

 


 

 

 

 

 

 

Ein Schnipsel, der euch etwas von den irren

 

Gedanken und Taten des Entführers zeigt.

 

Ein Kapitel aus der Mitte des Buches.

 

Ich hoffe es macht euch neugierig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute holt sie etwas aus weißer Spitze aus dem Schrank. Das Höschen ist mehr als knapp und das Oberteil sehr eng. Ihre Brüste schauen wieder zur Hälfte heraus. Sie zieht und zerrt, aber der Stoff gibt nicht nach. Es ist ein BH mit Polsterung und die drückt die Brust zusätzlich noch nach oben. Vergebens versucht sie, etwas mehr zu verbergen.

Sunny setzt sich auf ihr Bett, weil sie nichts an dem Stück Stoff ändern kann. Sie hat schon im Schrank nachgeschaut, aber alle die darin hängen, sind genauso wie dieses oder noch knapper. Sie hat sie auch mehrmals durchgezählt, weil sie Angst hat irgendwann nackt vor ihm stehen zu müssen. Aber so ist es nicht. Es ist für jeden Tag eines da. Es waren genau zehn Stück! Und dann? Sie schüttelt den Kopf, denn sie will darüber nicht nachdenken. Sie will sich nicht ergeben auch, wenn es bedeuten könnte, alle ihre Sachen zu bekommen. Mehr Freiheit zu haben und bis auf das Chris an ihrer Seite wäre, ein normales Leben führen würde. Eines wie die meisten Frauen. Die jedoch lieben Männer und wären vielleicht von Chris mehr als begeistert. Aber Sie nicht! Und es wird sich auch nicht ändern.

Ihre Gedanken versucht sie wegzuschieben und wartet jetzt erst einmal, bis die beiden wiederkommen und er sie holen wird.

 

Chris steht vor Sunnys Tür und schaut noch mal an sich hinunter.

Diesmal hat er vorher Abhilfe geschafft. Er hat schon mehr als genug selbst Hand an sich gelegt. Jahrelang kannte er nichts anderes, bis zu Rosa. Und jetzt will er keine Professionelle mehr. Er will Frauen, die ihn lieben und die er nicht für Dienste bezahlen muss. Aber seine ersten beiden Versuche waren ja nicht gerade von Erfolg gekrönt. Bei Sunny will und muss er alles richtig machen. Er will sie für sich und er will, dass sie freiwillig mitmacht. Er glaubt zwar nicht daran, aber man weiß ja nie.

Davon überzeugt, dass ihm das Handanlegen geholfen hat, öffnet er die Tür. Sunny sitzt auf ihrem Bett und schaut ihn von unten heraus an. Erst als sie aufsteht, sieht er, wie schön sie heute wieder aussieht. Sofort ist der Wunsch bei Chris da, sie etwas mehr anfassen zu können, ohne unschöne Reaktionen seines Schwanzes. Er will einfach nur ihre zarte Haut fühlen und sie riechen. Als Sunny jedoch vor ihm läuft, ist ihm klar, dass es wieder schwierig werden wird, denn ihr Anblick allein, bringt ihn schon aus der Fassung.

Er bindet sie fest und um sich etwas abzureagieren, setzt er erst einmal nur den Schnitt an ihrem Arm, den sie schon echt gelassen hinnimmt und wendet sich dann anderen zu. Während das Blut wieder stetig tropft, baut Chris ein Stativ auf. Sunny beobachtet ihn interessiert und es dauert auch nicht lange, bis sie weiß, was er vorhat. Er schraubt eine Kamera oben auf und richtet sie auf sie. Er passt genau auf, nicht zu viel zu zeigen. Nur Sunny und das, was er macht. Er darf nicht zu sehen sein und auch nichts weiter aus seinem Keller. Nicht einmal seine Hände. Jede Kleinigkeit könnte ihn verraten.

Es ist das erste Mal und er will Ella zeigen, was mit ihrer Geliebten passiert. Er will ihre Angst weiter schüren und ist sich sicher, sie damit an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu bringen. Sie muss so durcheinander sein, dass sie nicht mehr fähig ist, nach Sunny zu suchen. Sie soll spüren, dass wenn sie Sunny wirklich finden sollte, sie nie wieder die Alte, ihre Geliebte, sein wird.

Sunny nimmt sich derweil vor, so gut es geht, nicht auf die Schmerzen zu reagieren. Sie kann sich denken, dass er die Aufnahmen dann Ella schickt. Ihr Schmerz könnte Ella nicht ertragen, dass weiß sie genau. Ihr würde es ja anders herum auch nicht besser gehen.

Sunny will sich ablenken und schaut auf die Monitore. Ihre Augen suchen nach Ella und sie sieht sie wirklich. Sie macht gerade das Frühstück für sich und Sten fertig. Er nimmt sie kurz in den Arm und dann sitzen sie sich in der Küche still gegenüber. Sunny ist verwirrt, denn Ella muss man eigentlich den Mund zukleben, damit sie aufhört zu reden. Ihr ist sofort klar, dass die beiden nicht normal handeln und wahrscheinlich von der Überwachung wissen. Wäre ja auch gelacht, wenn Sten nicht dahinter kommen würde. Warum haben sie dann die Kameras nicht weggemacht? Sten hat garantiert schon jede Einzelne gefunden.

Na, da ist ja die liebe Ella. Zusammen mit ihrem Freund Sten. Er ist den ganzen Tag bei ihr“, sagt Chris, der Sunnys Blick gefolgt ist, und lässt auch sofort die Bilder für sich arbeiten.

Sunny hört heraus, wie er sich freut und sie sich jetzt wohl ärgern soll, dass Ella lieber mit Sten frühstückt, als nach ihr zu suchen. Aber den Gefallen tut sie ihm nicht, und sie lässt sich auch nicht anmerken, dass sie diese Bilder nicht für echt hält. Sie weiß nicht, was die beiden da tun, aber sie ist sich sicher, dass es ihr Plan ist. Sten würde sich niemals so einer Beobachtung aussetzen, wenn er keinen Plan hätte. So verdreht Sunny nur die Augen und wendet sich anscheinend angeekelt von den Monitoren weg. Das Grinsen in seinem Gesicht zeigt ihr, dass er genau das damit bezweckt hat. Sie lässt ihm in seinen Glauben, einen Schritt den beiden voraus zu sein und konzentriert sich auf den kommenden Schmerz. Und er lässt auch nicht lange auf sich warten.

Der Eisenstab lag wegen dem Aufbau der Kamera länger als sonst in dem Feuer. Sunny kann nicht sagen, ob es deswegen diesmal mehr weh tut, aber ihr Vorhaben Ella nicht zu viel Angst zu machen, wird mit einem tiefen Schrei von ihr vernichtet. Sogar Baxter verzieht sich die Treppe hinauf und lässt sie mit ihm und der Kamera allein. Ihr Herz schlägt heute schneller als sonst und ihr Blut rast fast in Lichtgeschwindigkeit durch ihre Adern. Sie schnappt nach Luft und im Augenwinkel sieht sie, dass die Schüssel auch schon voll mit ihrem Blut ist. Was hat er denn heute anders gemacht? War das Eisen zu heiß? Oder hat er kräftiger gedrückt und somit die Haut tiefer verbrannt, als bei den ersten drei Buchstaben? Sie kann es nicht sagen und sie könnte nur noch heulen, denn Ella wird es das Herz brechen. Warum konnte sie nicht stärker sein? Wäre Ella an ihrer Stelle stärker?

Am liebsten würde sie in die Kamera schreien, dass Ella keine Angst haben soll und das es schlimmer aussieht, als es ist. Aber er würde es sowieso herausschneiden und außerdem braucht sie all ihre Kräfte, um den Schmerz in ihrem Dekolletee weg zu atmet. Währenddessen legt Chris, mit Vorfreude auf das Video, ein Handtuch um Sunnys Arm.

Nur noch einmal! Sie hofft, dass morgen das Wort vollständig ist. Aber was dann? Was wird er sich weiter einfallen lassen? Noch mehr Verbrennungen? Noch ein anderes Wort als LESBE? Es bleiben drei Tage übrig. Sie weiß nicht, was auf sie zukommt und das schürt in ihr eine fast lähmende Angst.

Plötzlich spürt sie seinen Atem ganz nahe an ihrem Hals und reißt sie so aus ihren Gedanken. Sie stellt sich die unmöglichen Fragen und auf das Nächstliegende kommt sie nicht. Er hat ja schon erwähnt, dass er sie haben will. Wie weit wird er gehen?

Sie nur anfassen oder mehr? Wieder ist Sunny in den Fragen gefangen und ihr dreht sich der Magen um, wenn sie an das, was da noch kommen könnte, nur denkt.

Sein Atem schlägt Sunny entgegen und sie kann nur ihren Kopf zur Seite drehen. Ein weiteres Bewegen ist durch das Lederband an ihrem Hals nicht möglich. Aber jetzt spürt sie seine Zunge, wie sie sich langsam am Hals nach unten bewegt. Ekel schüttelt Sunny, jedoch schleicht sich auch ein anderes Gefühl hinzu. Er ist zärtlich. So zärtlich, dass es ihr einen wohligen Schauer über den gesamten Körper jagt. Was um Gottes willen passiert hier? Sie würde am liebsten schreien, aber sie ist so geschockt von ihrer eigenen Reaktion, dass sie kein Wort über die Lippen bekommt. Und Chris? Er hat es natürlich gemerkt.

Na, stehen die aus Angst, vor Kälte oder vor Erregung?“, fragt er während seine Finger über ihre Nippel gleiten, die fester nie gewesen sind.

Sunny kann nicht antworten, denn sie kennt die Antwort nicht. Sie erkennt sich selbst nicht mehr. Sie schließt einfach die Augen und hofft, dass er endlich von ihr ablässt.

Chris nimmt das jedoch ganz anders auf. Er spürt, wie sie sich fühlt und ist sich sicher, dass sie sich dafür schämt. Aber er wäre nicht er, wenn er das nicht noch etwas ausnützen würde.

So zieht er den wenigen Stoff ganz über die Brüste nach unten und streichelt sie begierig in ihrer vollen Pracht. Er kann sich kaum beherrschen und er weiß, dass er jetzt aufhören muss, aber seine Lippen schließen sich um einen der Nippel. Oh, was für ein Gefühl. Besser als bei Rosa!

Seine Finger und sein Mund wechseln die Seiten, denn es müssen doch beide verwöhnt werden. Fast vergisst er sich und nur der Schmerz in seiner Hose holt ihn zurück. Sofort lässt er von den süßen Brüsten ab, auch wenn er nur zu gern weiter machen würde, aber er darf noch nicht. Er ist eisern und hält sich an seinen Plan. Nicht ein Fehler darf ihm unterlaufen. Diesmal nicht! So macht er sich daran, die verdutzte Sunny von den Fesseln zu befreien, und bringt sie schnellstens in ihr Zimmer.

 

Aus dem Gefühlschaos gerissen, steht sie mitten im Raum und weiß nicht, wie sie mit all dem umgehen soll. Er war so zärtlich, so sanft und dann lässt er sie einfach fallen. Hätte sie mehr gewollt? Nein, aber irgendwie war es schön. Ihre Nippel stehen immer noch und sind so gereizt, dass sie ihr weh tun. Sie ahnt nicht, dass Chris ebenso einen Schmerz durchhalten muss. Ihm scheint der Schwanz fast zu platzen und Sunny könnte sich am liebsten gleich selbst befriedigen, so steht sie noch unter Strom. Was ist nur los mit ihr? Das wird sie auf keinen Fall machen, denn wenn er es sehen würde, spielt sie ihm vielleicht damit in die Karten. Sie unterdrückt das Verlangen nach einer Befriedigung und entledigt sich indessen der feinen Unterwäsche. Dabei muss sie aufpassen, nicht an ihre Brüste zu kommen, um nicht doch noch schwach zu werden. Eine kalte Dusche erledigt das Problem und Sunny schwört sich, das nächste Mal besser dagegen anzukämpfen.

Am Ende ist sie jedoch froh, wieder in ihrem Zimmer zu sein und das ihm nichts weiter eingefallen ist, was er ihr antun könnte. Hier stirbt sie zwar fast vor langer Weile und dem, was sie sich ununterbrochen ausmalt in den nächsten Tagen erleben zu müssen, aber das ist immer noch besser, als ihm ausgeliefert zu sein. Genau da fällt ihr Blick auf das Notizbuch, was sie bis zu diesem Tag nicht angegriffen hat. Sie öffnet es und beginnt zu schreiben. Sie ist über sich selbst erstaunt, wie sie ihre Gefühle so aufschreiben kann. Vor allem, weil sie vollkommen durcheinander sind. Aber es tut auch gut. Es reinigt etwas die Seele und sie vergisst darüber sogar die Zeit.

 

Chris quält sich derweil zurück und will einfach nur noch ins Freie. Aber dazu kommt er nicht, denn er hat die Kamera total vergessen. Schnell baut er sie ab und verbindet sie mit dem Computer. Er zieht den Film auf die Festplatte und beginnt ihn zu bearbeiten. Er teilt das Aufgenommene und alles was nach dem Einbrennen passierte, ist allein für ihn.

Wie gefesselt sieht er sich nochmals an, wie seine Finger zärtlich über Sunnys Brüste streicheln. Er hat ihren Geruch noch in der Nase und den Geschmack der Haut auf der Zunge. Seine andere Hand wandert zu seinem Schoß und kurz darauf umschließen seine Finger seinen immer noch vor Schmerz brennenden Schwanz. Sein Blick saugt alles auf, was auf dem Bildschirm stetig wiederholend in einer Schleife abgespielt wird. Es dauert nicht lange und es entfährt ihm ein lautes Stöhnen der Erleichterung.

Vollkommen fertig, aber trotzdem freudig darauf, zu sehen wie Ella auf das Video reagieren wird, geht er nach oben und verbringt den Tag auf seine Weise. Mit Baxter und seinem Gewehr.

Am nächsten Morgen wird er die Reaktion auf die kurze, aber sehr aufschlussreiche Aufnahme, die er in einer E-Mail an Ella geschickt hat, sehen. Nach der Auszeit, die er jetzt erst einmal braucht, wird er wohl gespannt vor seinen Monitoren sitzen und alles in sich aufsaugen, was bei Ella passiert. Den Schreck und die Angst, was beides Ella um den Verstand bringen wird.

 

 

 


Leseprobe (Textmitte)

 

Ella wälzt sich doch wieder unruhig hin und her. Sie hat etwa zwei Stunden geschlafen und plötzlich hört sie einen Klingelton. Er scheint aus dem Wohnzimmer zu kommen. Nach kurzem Überlegen ist ihr klar, dass es eine E-Mail war, die auf ihrem Laptop eingegangen ist. Mit einem Satz ist sie hoch und sitzt wenige Sekunden später am Schreibtisch. Es ist bestimmt die Polizei, die vielleicht eine Spur zu Sunny gefunden hat. Aber sie wird bitter enttäuscht. Schon beim Öffnen sieht sie keinen Absender und das würde die Polizei sicher nicht machen. Also atmet sie tief durch und dann bleibt ihr Blick an der Betreffzeile hängen. Da steht „Sunny“.

Ihre Augen sind sofort an dem Text gefesselt und während sie liest, scheint sie zu vergessen, zu atmen.

 

Hallo Ella,

ich hätte auch dich holen können, aber mit Sunny macht es richtig Spaß.

Sie ist schlau, jedoch ich bin besser und deshalb ist sie jetzt bei mir.

Ich denke, du weißt, dass es sinnlos ist, die Polizei einzuschalten. Wenn du das tust, wirst du sie wahrscheinlich nicht wiedersehen.

 

Ella schnürt es die Kehle zu und so fällt es ihr sehr schwer, wieder Luft zu holen. Sie schnappt nach dem kleinsten Luftzug und ihr wird schwindelig. Ihr Herz schlägt so schnell, dass es in ihren Ohren dröhnt. Es springt ihr fast aus der Brust und ihr kann nur noch eines helfen. Sie schleppt sich in die Küche und dann auf ihren Balkon. Die frische und klare Luft bringt sie dazu tief durchzuatmen und den ersten Schreck zu verarbeiten. Langsam lichten sich ihre Gedanken, aber gleichzeitig wird ihr schlecht.

Sunny ist entführt! Hat sie das nicht schon gedacht? Aber, dass es wirklich so ist, kann man fast nicht ertragen. Wer hat sie? Wo ist sie? Wer hat ihr da geschrieben?

Die E-Mail! Ella rennt zurück und schaut sich jedes Wort noch einmal an. Aber der Text macht sie nur wütend. Was denkt sich der denn?

Ist sie etwa dumm? Sie wird es ihm zeigen und Sunny finden. Mehr Spaß, weil sie hübscher ist? Ist sie hässlich? Wie hat er sie nur überwältigt, wenn sie so schlau ist, aber er ist anscheinend doch besser, wie er es auch geschrieben hat. Und wo weiß er das eigentlich alles her? Er muss es vorher schon gewusst haben. Er kennt dementsprechend auch Ella. Hat er sie beobachtet? Weiß er auch von dem Verhältnis zwischen ihr und Sunny? Hat das vielleicht mit der Entführung zu tun? Ist der Entführer etwa eine Frau, die neidisch ist? Aber niemanden ist ihre Beziehung bekannt. Oder doch? Kennt er auch Sten? Sten ist noch viel schlauer. Hat er das nicht beachtet? Zusammen mit Sten wird sie Sunny finden.

Wütend schlägt Ella mit der Faust auf den Tisch. Wütend darüber, dass Sunny entführt wurde und auch über sich selbst, weil sie sich so viele Fragen stellt, anstatt schnellstens Sten anzurufen.

Sofort greift sie nach ihrem Handy und tippt seine Nummer ein. Sie muss auch nicht lange warten, bis sie seine Stimme hört.

Hallo Ella, hast du etwas geschlafen?“, fragt er besorgt, denn sie sollte sich wirklich ausruhen.

Ja, aber ich habe gerade eine E-Mail bekommen“, spricht sie aufgeregt in den Hörer.

Okay, von der Polizei?“

Nein, vom Entführer“, antwortet Ella erstaunlicherweise gefasst.

Mach bitte keine Witze.“

Nein, mache ich nicht. Ich kann aber keinen Absender sehen“, entgegnet Ella.

Vielleicht ist sie ein Fake“, kontert Sten.

Was? Wie soll denn jemand wissen, dass Sunny weg ist“, widerspricht Ella und vermag es nicht seine Gedankengänge nachzuvollziehen.

Da hast du recht. Schicke die E-Mail zu mir und ich werde schon herausfinden, von wem sie ist.“

Das ist ja auch das, was du den ganzen Tag machst.“

So ungefähr. Zumindest gehört so etwas zu meinem Beruf dazu.“ Ella sieht Sten förmlich lächeln.

Gut, sie ist schon auf den Weg zu dir“, sagt sie und schickt die E-Mail an ihn weiter.

Werde mich gleich daransetzen. Ich rufe dich an, wenn ich etwas gefunden habe.“

Danke, ich kann es einfach nicht glauben, dass derjenige über uns so Bescheid weiß, wenn er sogar meine E-Mail-Adresse hat“, kommt von Ella und sie fällt schon wieder in den Strudel von Fragen.

Bitte rege dich nicht zu sehr auf. Wir schaffen das, zusammen werden wir sie finden“, redet Sten auf Ella ein, ohne zu wissen, was da alles noch auf ihn zukommt.

Ich hoffe es“, flüstert sie und drückt die E-Mail weg, um sie nicht länger sehen zu müssen.

Bis dann“, murmelt Sten etwas abwesend und Ella ist sich sicher, dass er den Text gerade liest. Im selben Moment legt er auf und sie umgibt eine unheimliche Stille. Unbehagen kriecht in ihr hoch und sie fühlt sich irgendwie beobachtet. Das Geschriebene hat sie vollkommen durcheinandergebracht. Wie kann jemand alles über einen wissen, ohne das du ihn kennst, geschweige in deiner Umgebung bemerkt hast. Echt erschreckend.

Mit diesem Gefühl verkriecht sie sich zurück in ihr Bett und am liebsten würde sie es niemals mehr verlassen. Aber eines fehlt. Das Bett fühlt sich unendlich leer an. Ohne Sunny ist alles sinnlos, einsam und kalt. Sie muss sie finden. Sie will sie wieder bei sich haben.

 

Er drückt die Zigarette mit der Schuhspitze aus, die er in seiner Wut in wenigen Zügen geraucht hat.

Verschwinde“, faucht er Baxter, seinen Hund, der schwanzwedelnd vor ihm steht, an. Sofort läuft er in die gegenüberliegende Scheune und versteckt sich, er scheint sein Herrchen genauestens zu kennen und will wahrscheinlich einem Wutausbruch aus dem Weg gehen.

Er atmet einmal tief durch und geht zurück nach unten in den Keller. Sunny ist noch nicht wieder wach und so zieht er den Hocker mit der Schüssel weg. Sie ist gut gefüllt und auch die Blutstropfen werden immer weniger. Mit einem nun doch zufriedenen Lächeln stellt er sie beiseite und bindet ein Handtuch um die Wunde. Durch den Druck, der vermutlich schmerzt, kommt Sunny zu sich.

Tränen machen sich auf den Weg über Sunnys Wangen und ihre aufgerissenen Augen beginnen sofort zu brennen.

Er kommt auf sie zu und zieht vorsichtig die beiden Pflaster von ihren Augenlidern. Sunny kann sie wieder schließen. Mit Tränen und mehrmaligen Blinzeln, wäscht sie schnell den kratzenden Staub und Schmutz weg, der sich auf ihre Augäpfel gelegt hat.

Er schaut ihr zu und dann wischt er mit einem Finger, fast zärtlich, die Tränen auf ihren Wangen weg. Sunny weiß nicht, was sie davon halten soll und in ihr keimt die Hoffnung auf, dass er vielleicht doch nicht so schlimm ist. Aber da enttäuscht er sie noch im selben Moment.

Weine nicht. Jetzt nicht! Spar dir deine Tränen, du wirst sie noch zur Genüge vergießen“, sagt er ganz nah an ihrem Ohr, mit einer von dem Rauchen zerkratzten Stimme.

Mit einem hämischen Grinsen dreht er sich wieder weg und Sunny läuft ein kalter Schauer über den ganzen Körper, der sie erzittern lässt. Eine Gänsehaut legt sich auf ihre Haut und sie will sich nicht vorstellen, was er damit gemeint hat. Was wird sie ertragen müssen? Wie lange wird sie das aushalten? Hat sie wirklich keine Chance, hier lebend herauszukommen? Will sie mit diesen Erfahrungen überhaupt weiterleben? Könnte sie das, oder würde sie daran zerbrechen? Würde Ella ihr helfen können? Würde ihre Liebe das überstehen?

Plötzlich steht er hinter ihr und macht das Band auf, das den Lederball an seiner Stelle festhält. Sie vergisst die Fragen und ist glücklich auch ihren Mund wieder schließen zu können. Er ist so trocken, dass es weh tut. Sie muss eine Weile warten, bis sich etwas Speichel gebildet hat, mit dem sie ihre ausgetrockneten Lippen benetzen kann. Als Nächstes schluckt sie den wenige Flüssigkeit hinunter, aber ihr Hals, aufgeraut von der Trockenheit, kratzt fürchterlich. Wie lange hatte sie nur dieses Ding im Mund?

Während sie sich darauf konzentriert ihre Kehle feucht zu bekommen, macht er ihre Beine los. Dann jeden Arm und sie fallen schlaff an ihren Körper hinunter. Sie kann sich kaum bewegen und sich etwa wehren, kommt ihr gar nicht in den Sinn. Sie ist einfach froh, die Fesseln los zu sein.

Als Letztes löst er das Band am Hals. Er greift Sunny unter die Arme und sie stört es nicht, dass er sie da berührt, wo sie es überhaupt nicht will. Sie lässt sich einfach nur von ihm führen.

Nicht die Treppe hinauf, nein, durch die Tür, die sie schon eher wahrgenommen hat. Sie gehen einen finsteren Gang entlang und dann öffnet er eine weitere.

Bis morgen mein Schatz. Versorge deine Wunde, du findest hier alles, was du brauchst“, flüstert er Sunny zu und sie bekommt einen kleinen Schubs von ihm, wodurch sie in einen winzigen, aber hell erleuchteten Raum stolpert.

Sie steht mitten in dem Zimmer und hinter ihr schließt sich die Tür. Immer noch starr vor Angst bleibt sie stehen und sieht sich wieder hektisch um. Ihr Arm schmerzt und sie drückt automatisch das Handtuch fester auf die Wunde. Um die kann sie sich später kümmern, jetzt muss sie erst einmal sehen, wo sie ist.

Es scheint ein weiterer Kellerraum zu sein, denn auch hier gibt es kein Fenster. Jedoch hört sie ein stetes Klacken. Es ist wahrscheinlich ein Filter, da sie einen leichten Luftzug spürt. Nach kurzer Suche entdeckt sie ihn an einer Wand, wenige Zentimeter unter der Decke. Also an Luftnot wird sie hier nicht sterben.

Der zweite Tag! Die Worte kommen in ihrem Kopf zurück und sie fragt sich, ob sie letzte Nacht auch schon hier drin war. Nein! Oder doch? Sie kann sich beim besten Willen nicht erinnern.

Ihr Blick schweift weiter. In der Mitte des Raumes steht ein Bett, ordentlich und frisch bezogen, aber unberührt. Wenn sie schon hier gewesen sein sollte, muss er es wieder in Ordnung gebracht haben.

Neben ihr ist ein Tisch. Auf ihm steht eine Flasche Wasser und ein Teller, voll mit Wurst belegter Brötchen. In der hintersten Ecke ist eine Toilette und eine Dusche. Wie sie auf den ersten Blick zu erkennen vermag, ist auch da alles sauber. Sie geht ein paar Schritte in diese Richtung und sieht sogar ein Duschgel stehen. Verständnislos schüttelt sie den Kopf. Wie kann er sie gefangen halten und ihr wer weiß was antun und auf der anderen Seite versorgt er sie, wie in einem Hotel? Was bezweckt er damit? Will er sie am Leben erhalten, um sie länger quälen zu können?

Auf der gegenüberliegenden Seite steht ein Schrank und ihre Neugierde ist geweckt. Was hat er noch so auf Lager? Was wird sie wohl darin finden? Hat er ein Herz und gibt ihr sogar etwas anderes zum Anziehen? Sie kann doch nicht nur in diesen knappen Dessous herumlaufen.

Sie versucht, erst einmal ihre Arme und Beine zu bewegen. Es funktioniert, aber ihr scheint es so, als hätte sie stundenlang Sport getrieben. Sie hat Muskelkater und das ziemlich heftig. Das kommt bestimmt von dem Anbinden und der damit unterdrückten Beweglichkeit und dazu das ständige Anspannen der Muskeln. Aus Angst, oder dem Versuch sich zu befreien.

Schnell schiebt sie die Bilder weg und geht auf den Schrank zu. Sind da ihre Sachen drin? Zumindest die, die sie am Freitagabend anhatte.

Sie öffnet ihn und vor ihr hängen ordentlich aufgereiht noch mehr Dessous. Sie rückt mit einem unwohlen Gefühl eines nach dem anderen zur Seite, aber ihre eigene Wäsche findet sie nicht. Soll sie also doch nur in diesen Sachen herumlaufen?

Gefällt ihm das so sehr? Geilt er sich etwa daran auf? Ihr wird speiübel bei dem Gedanken und sie bittet inständig, dass er seine Finger von ihr lässt. Sie will keinen Mann und das wird sich auch nicht ändern. Aber sie weiß, dass sie nicht in der Position ist, um das entscheiden zu können oder zu dürfen.

Unten im Schrank entdeckt sie ihre Handtasche. Sofort greift sie nach ihr und wühlt aufgeregt darin herum. Alles ist da, ihre Papiere, ihre Schminke und allerlei kleines Unwichtiges, was wohl jede Frau in ihrer Tasche hat. Nur ihr Handy und ihr Schlüssel sind weg. Aber was hat sie denn erwartet. So verpeilt wird dieser Kerl ja nicht sein, ihr das Handy zu lassen. So schätzt sie ihn auch nicht ein, ganz im Gegenteil. Wenn sie sich umschaut, weiß sie genau, dass hier nichts zufällig ist. Er hat gewusst, wen er sich da holt und alles für sie vorbereitet.

Sie schmeißt die Tasche zurück und schließt angewidert die Schranktür. Sie dreht sich um und dann fällt ihr ein ziemlich großer Karton auf. Er steht neben dem Tisch und sie kann sich echt nicht vorstellen, dass er darin eine Überraschung für sie hat. Langsam und immer noch mit Muskelschmerzen setzt sie sich an den Tisch. Den Karton im Augenwinkel öffnet sie jedoch erst einmal die Wasserflasche. Sie füllt das Glas, was sogar verkehrt herum dasteht und lässt das kühle Nass, mit weiteren aufkommenden Fragen, durch ihre ausgetrocknete Kehle hinunterlaufen.

Ist das Wasser sauber? Ja, sie hat die Flasche gerade geöffnet. Oder hat er etwas hineingespritzt? Sie untersucht den Verschluss, findet jedoch keinen Hinweis darauf, dass ihn jemand mit einer Spritze durchstochen hat. Aber warum sollte er das auch tun? Er gibt ihr Essen und Trinken, da wird er sie nicht gleichzeitig ständig unter Drogen halten. Oder doch? Sie könnte sich nicht richtig wehren und am Ende seine Spielchen über sich ergehen lassen und vor allem, vielleicht sogar mitmachen. Es kommt nur darauf an, welche Drogen er ihr verabreichen würde.

Sie bekommt auf all ihre Fragen keine Antworten und kann sich nur selbst ein Bild machen. So wendet sie sich dem Karton zu. Sie macht ihn auf und ihre Augen starren das an, was sie da sieht. Komplett sprachlos räumt sie die Sachen aus und legt eines nach dem anderen vorsichtig auf den Tisch. Verbandsmaterial, Wundsalben, Pflaster, sogar Desinfektionsmittel und vieles mehr. Er will, dass sie ihre Wunden versorgt? Weiß er, dass sie Krankenschwester ist? Oder denkt er, dass alle Frauen das können? Aber was bringt ihm das? Er erlegt ihr auf, sich gesund zu pflegen, damit er sie dann wieder verletzen kann? Wie lange soll das denn gehen? Was hätte er davon? Und wozu braucht er eigentlich ihr Blut? Er fängt es in einer Schüssel auf, so viel hat sie vor ihrer Ohnmacht noch mitbekommen. Was wird er damit machen?

Ihr geht einiges durch den Kopf, aber eines bleibt immer wieder im Vordergrund. Er will sie anscheinend nicht umbringen. Aber was für ein Spiel spielt er mit ihr? Und will sie das eigentlich mitspielen? Sie muss! Und das weiß Sunny ganz genau. Wenn sie es nicht tun sollte, dann kommt sie bestimmt hier nicht mehr heraus oder sie würde in Drogen untergehen.

Sie schiebt die Sachen erst einmal beiseite und geht zur Dusche. Zu ihrem Erstaunen liegt da ein Jogginganzug auf einen Stuhl. Den hat sie vorhin gar nicht gesehen. Schnell schlüpft sie aus dem wenigen Stoff, den sie auf ihrer Haut trägt und stellt sich unter die Dusche. Sie lässt das wohltuende warme Wasser über ihren immer noch schmerzenden Körper rieseln. Nach einigen Minuten und nachdem sie sich abgetrocknet hat, versorgt sie die Wunde. Sie ist wirklich nicht tief, aber hat wieder angefangen zu bluten. Sie desinfiziert und verbindet sie, so gut es mit links geht. Zusätzliche Schmerzen, wegen einer Entzündung will sie nicht und das könnte erst recht gefährlich für sie werden.

Danach zieht sie den Jogginganzug an. Er ist flauschig weich und kaum hat sie sich auf das Bett gelegt, um sich ein wenig auszuruhen, weicht erstaunlicherweise etwas die Angst und letztendlich schläft sie erschöpft ein.